Hier findet ihr alles was ihr wissen müsst, um das erste Mal mit einem Sportboot durch den Nord-Ostsee-Kanal zu fahren.

Ich weiss, dass viele Seglerinnen und Motorbootfahrer Respekt vor dem NOK (Nord-Ostsee-Kanal, Kielkanal) haben. Auch alte Hasen, die seit Jahrzehnten chartern, fühlen sich vor ihrer ersten NOK-Passage unwohl. Nachher sagen die meisten, dass eigentlich alles halb so wild war. Deshalb dieser Blogpost: um euch die Angst zu nehmen und euch zu zeigen, dass das alles nicht so schwer ist.

Was ist der Nord-Ostsee-Kanal?

Der Nord-Ostsee-Kanal ist ein 98km langer ausgebaggerter Kanal, der die Ost- und Nordsee verbindet. An jedem Ende des Kanals befindet sich eine Schleuse, um die unterschiedlichen Wasserstände auszugleichen. Zwischen Kiel auf der Ostsee-Seite und Brunsbüttel auf der Nordsee-Seite (bzw. eigentlich auf der Elbe) verkehren jährlich an die 30’000 Berufssschiffe und nochmal x-tausende Sportboote. Wer von der Nord- auf die Ostsee möchte oder umgekehrt, kann auch „oben rum“ – will heissen, rund Skagen. Doch die Strecke ist einiges länger und je nach Jahreszeit auch nicht sonderlich angenehm zu fahren. Daher entscheiden sich die allermeisten Sportbootfahrer für den kürzeren Weg über den Kiel Canal (wie er im internationalen Funkverkehr genannt wird).

Neben den 30’000 Berufsschiffen jährlich ist auch sonst einiges an Action auf dem NOK zu beobachten: So gibt es 14 Fähren, die den Kanal queren (in rasanter Geschwindigkeit), 10 Weichen (Ausweichstellen), in denen sich die richtig grossen „Pötte“ begegnen können, 10 Brücken mit einer garantierten Durchfahrtshöhe von 40m, und ausserdem 2 Tunnel, von denen man von oben aber nichts mitbekommt. Und nicht zu vergessen: Einiges an Flora und Fauna.

Es ist immer viel los auf dem NOK. Sportboote halten sich rechts.

Wie funktioniert das mit den Schleusen?

Wer das erste Mal mit dem Sportboot durch den NOK fährt, hat meist den grössten Respekt vor den Schleusen. Richtig so, denn das aufregendste am NOK sind sicherlich die beiden Schleusen in Kiel-Holtenau und Brunsbüttel. Wenn man die erste Schleuse geschafft hat, sind die nächsten 98 km schon fast „langweilig“. Doch auch die Schleusen im Nord-Ostsee-Kanal sind kein Hexenwerk. Hier also eine Mini-Zusammenfassung des Prozederes:

  • Funkverkehr beobachten (bei Brunsbüttel Kanal 13, bei Kiel Kanal 12). Am besten aber selber erstmal nicht funken sondern beobachten. Die Chance ist gross, dass bereits ein anderes Sportboot den Wunsch der Passage angekündigt hat; das reicht.
  • Wenn man glaubt, bald an der Reihe zu sein, kann man Runden vor der Schleuseneinfahrt aber am Rand des Fahrwassers drehen. Wenn es länger dauert, dann an den dafür vorgesehenen Stegen festmachen. All dies ist in den entsprechenden Seekarten eingezeichnet.
  • Schleusensignale beobachten: Ein grosser Signalmast mit vielen verschiedenen Ampeln regelt den Verkehr für Sport- und Berufsschiffahrt. Nicht von allen Leuchten verwirren lassen. Die einzige, die für uns Sportboote relevant ist, ist die unterbrochen leuchtende weisse Leuchte. Wenn diese leuchtet, dürfen Sportboote in die Schleuse einfahren.

Die Schleuseneinfahrt in Kiel.

  • Vorbereitet einfahren: Leinen parat auf beiden Seiten, Fender ebenso. Die Fender sehr niedrig hängen, da der Steg sehr weit unten ist. Die untere Fenderspitze muss das Wasser berühren.
  • Beim Einfahren in die Schleuse auf die Kommandos des Schleusenwärters achten. Generell darf man beidseitig festmachen, ausser der Schleusenwärter gibt ein anderes Signal.
  • In der Schleuse so weit wie möglich nach vorne fahren, damit andere Yachties hinter einem auch noch ein Plätzchen finden.
  • Besonders wenn grosse Frachter mit in der Schleuse liegen, sollte beim Festmachen auch eine Springleine gesetzt werden (Verwirbelungen durchs Schraubenwasser). In diesem Fall am besten auf der gegenüberliegenden Seite vom Frachter festmachen, wenn möglich am Frachter vorbei fahren und vor ihm festmachen.
  • Das Schleusen selber ist sehr unspektakulär. Da man an einem Schwimmsteg festmacht, der sich mitbewegt, muss man die Leinen nicht dichtholen oder fieren.
  • Wenn der Schleusvorgang abgeschlossen ist und das vordere Tor geöffnet wird, losmachen und zügig rausfahren.

Festmachen und warten. Mehr gibt es in dieser Schleuse nicht zu tun.

Die Fender müssen sehr, sehr niedrig hängen.

Auf den Schwimmstegen wird an Ringen festgemacht.

Was muss man als Sportboot auf dem NOK beachten?

Wer sich an ein paar grundlegende Regeln hält, wird keine Schwierigkeiten im Nord-Ostsee-Kanal haben.

  • Die Fahrwassermitte ist für die Berufsschifffahrt. Wir Sportboote fahren auf der „rechten Spur“. Der Kanal ist meist in unserem Bereich 7-8 Meter tief. Wer zu weit rechts fährt, wird schnell merken, dass es sehr schnell sehr flach wird. Also immer gut aufpassen.
  • Die Maximalgeschwindigkeit liegt bei 15 km/h. Das entspricht etwa 8,1 kn.
  • Segeln ist auf dem NOK nicht erlaubt. Segel setzen, wenn die Maschine mitläuft, ist jedoch in Ordnung.
  • Nachts dürfen Sportboote nicht auf dem NOK fahren. Bei aufziehendem Nebel tagsüber sollte man die Fahrt beenden und bei nächster Gelegenheit festmachen (auf der Rückseite der Dalben in den Weichen)

Und noch etwas: Als Salzwasserkapitän ist es ungewohnt, dass alle Angaben im NOK in Kilometern sind und nicht in Seemeilen.

Eine Weiche. Das Berufsschiff an Backbord wartet auf den Gegenverkehr.

Übernachten auf dem NOK

Je nach Wartezeiten an den Schleusen schafft man den gesamten Kanal nicht an einem Tag. Man kann in diversen Marinas ca. bei der Hälfte des Kanals festmachen (z.B. in Rendsburg). Wer gern seine Ruhe hat, kann an Stegen vor der Gieselau-Schleuse festmachen. Hier gibt es keinerlei Infrastruktur, dafür einen wunderschönen Liegeplatz mitten in der Natur. Wer gerne ankert, wird sich im Flemhuder See wohlfühlen.

Friedliche Übernachtungsmöglichkeit im Gieselaukanal (ca. bei km 40 abbiegen)

… Und das ganze noch als Video

Ich könnte hier jetzt noch ewig Gesetzestexte zitieren, was wann zu tun ist, was man darf und auch nicht. Oder ihr seht euch einfach dieses Video an, das wir für euch geschnitten haben: