Dieser Blogpost handelt von meiner Atlantikreise mit der SY Lisa und wurde vom alten Blog (sy-lisa.ch) übernommen.

Den ersten Tag auf den Turks and Caicos Islands verbringen wir auf der südlichsten Insel der Turks-Inselgruppe, Sand Cay. Dieses Eiland ist unbewohnt, wenn man mal von den tausenden Möwen absieht, deren weisse Bäuche türkis leuchten, wenn sie über das flache Wasser fliegen. Traumhaft schön ist es hier! An der schmalsten Stelle der Insel ist es absolut skurril, auf feinem Sand zu stehen, zur einen Seite den dunkelblauen, rauen Atlantik, zur anderen Seite das türkisfarbene, ruhige karibische Meer. Das ist bis jetzt der schönste Strand, das traumhafteste Wasser, der einsamste Ankerplatz! Wir könnten ewig hierbleiben, wenn da nicht das Einklarieren wäre… Denn wir halten uns, solange wir nicht einklariert sind, prinzipiell illegal im Land auf.

Also Anker auf, und weiter nach Salt Cay, die nächste Insel weiter nördlich. Hier ist das Bild wieder ein ganz anderes, aber nicht weniger interessant. Wie der Name vermuten lässt, lebte die Insel einst von der Salzproduktion. Bis auf die Salzseen und ein paar streundende Esel (die früher das Salz getragen haben) ist nicht mehr davon übrig. Schon am nächsten Tag müssen wir weiter nach Grand Turk, denn wir sind ja immer noch nicht einklariert. Dummerweise ist der nächste Tag ein Sonntag, also hat Customs and Immigrations geschlossen, und auch am darauffolgenden Tag haben wir kein Glück. Der Harbourmaster antwortet nicht auf unsere Funkrufe – auf die der grossen Kreuzfahrtschiffe übrigens auch nicht. Durch Zufall lesen wir später irgendwo, das wohl das Funkgerät des Harbourmasters seit Jahren kaputt ist – also kein Wunder! Übrigens sind wir neben der Paroya, fast die einzigen Boote hier. Auf einer Insel in den Windward oder Leeward Islands könnte es sich der Harbourmaster wohl nicht länger als einen Tag erlauben, dass sein Fungerät kaputt ist, aber hier ist eben einfach nicht viel los!
Als gleich 2 Kreuzfahrtschiffe auf Grand Turk eintreffen, lichten wir den Anker, ohne einklariert zu haben. Better luck next time! Nach 5 Stunden Fahrt treffen wir auf South Caicos ein. Roger und Max fahren gemeinsam zum Einklarieren, was auch hier ein grosser Akt ist, mit viel Rumgelaufe in der prallen Sonne. Man merkt einfach, dass hier nicht sehr oft Yachties zum Einklarieren herkommen. Nach einer Nacht in South Caicos beschliessen wir, weiter nach Providenciales (kurz “Provo”) zu fahren. Dorthin gibt es 2 Routen: entweder nördlich um die Caicos-Inselkette im tiefen Wasser, oder aber südlich über die flache Caicos-Bank. Die soll anspruchsvoll sein, aber auch traumhaft schön, also beschliessen wir, no risk no fun, wir fahren die Caicos-Bank! Für den Fall, dass eins der beiden Schiffe in dem flachen Wasser auf Grund laufen sollte, können wir uns ja gegenseitig helfen. Was wir nicht bedacht haben, ist, dass die Paroya natürlich viel schneller ist als wir, somit müssen wir immer mal wieder eine halbe Stunde motoren, um mithalten zu können. Die gesamte Zeit steht einer vorne im Bugkorb und hält nach Korallenköpfen Ausschau, und sagt dann über die Handfunke nach hinten ins Cockpit “10 Grad backbord”, “nochmal 10 Grad”, “du kannst zurück auf Kurs”. Nachmittags, als die Sonne einem ins Gesicht scheint, und man nicht mehr gut sehen kann, ankern wir gegen 16 Uhr mitten auf der Caicos Bank in 4.5 Metern Wassertiefe. Wir liegen zu zweit mitten im Nirgendwo! Eine einmalige Erfahrung. Zum Abendessen gibt es Burger vom Grill auf der Paroya, und wir geniessen den Blick auf die Milchstrasse. Am nächsten Tag erwarten uns noch anstrengende 27 Meilen – wir müssen den ganzen Tag über gut Ausguck gehen, da die Wassertiefe noch weiter abnimmt. Aber das ist uns egal, denn diese Fahrt über türkisfarbenes, vier Meter tiefes Wasser mit Seesternen am Sandboden ist einfach einmalig! Als der Wind einschläft, setzen wir den Spinnaker, müssen aber später doch wieder motoren. Irgendwann am Nachmittag sind tatsächlich 0.0 Knoten Wind. Es ist erdrückend heiss, also Motor aus, rein ins Wasser, abkühlen, weiterfahren! Gegen 17 Uhr erreichen wir die Sapodilla Bay im Südwesten von Provo.

Nach dieser ganzen Segelei chillen wir erst einmal einen Tag an Bord, machen einen Ausflug zum Strand, und gehen baden. Die privaten Ferienhäuser mit kleinen Bootsstegen sehen nett aus, aber sonst gibt es wohl in diesem Teil der Insel nicht viel zu sehen. In unserem Revierführer steht, diese Bucht sei die Haupt-Ankerbucht, aber hier liegen doch bloss 4 Schiffe?! Daran müssen wir uns echt noch gewöhnen, dass wir hier so völlig allein sind! Am nächsten Tag wollen wir also weiter in den Norden der Insel, zum berühmten Grace Beach, dort, wo der Delfin JoJo seine Runden dreht (seht hierzu http://www.deanandjojostory.com/). Mit dem Auto wäre das ungefähr 10 Minuten entfernt, mit dem Boot brauchen wir aber einen ganzen Tag – erstmal westlich raus aus der Caicos Bank, dann Richtung Norden, und dann östlich zurück. Schon wieder Ausguck gehen! Aber es lohnt sich! Auf der Fahrt, am Westzipfel von Provo, sehen wir plötzlich eine Delfinschule! Die ca. 8 Tiere bleiben länger als eine halbe Stunde bei uns. Erst fahren wir neben ihnen her, rufen ihnen zu, bejubeln ihre Kunststücke. Einer schwimmt permanent auf dem Rücken, sodass man seinen weissen Bauch sieht, und ein anderer flitzt im Slalom vor Lisa’s Bug hin und her! Irgendwann nehmen wir Fahrt raus, und Max springt, bewaffnet mit Schnorchel, Flossen, GoPro und einer langen Leine am Heck, ins kilometertiefe Wasser. Die Delfine erschrecken zwar erst, damit haben sie wohl nicht gerechnet, aber sie lassen sich filmen und fotografieren. Erst, als wir unseren Kurs auf Ost ändern müssen, verlassen die Delfine uns. Um 17 Uhr ankern wir in der Nähe der Turtle Cove Marina. Zwischen den Korallen ist es eng, und sowohl wir als auch die Paroya setzen einen Heckanker, damit wir nicht viel schwoien.

Am nächsten Tag mieten wir zu fünft einen Mietwagen und erkunden die Insel. Ausser Stränden gibt es hier nicht viel zu sehen, aber die sind dafür wirklich schön. Aber im Prinzip ists absurd, mit dem Auto zu Stränden zu fahren, wenn man sie doch direkt vor der Haustür, also am Heck, hat. Hauptsächlich haben wir das Auto aber, da wir frische Lebensmittel einkaufen müssen und Gasflaschen füllen wollen. Es ist immer gut, Gasflaschen in weniger entwickelten Ländern zu füllen, denn dort meckert keiner, wenn man das “falsche” Ventil hat. In Europa und Amerika bekommt man dann etwas von wegen “Sicherheit” zu hören, hier bei TC Gas wird der Schlauch einfach aufs Ventil geknallt und die Flasche voll gemacht. Und gleichzeitig wollen die Locals natürlich ganz genau wissen, wieso wir so eine komische Gasflasche haben. Wenn sie dann hören, dass wir mit dem Boot aus Europa hierher gekommen sind, können sie das oft gar nicht glauben.

In der zweiten Nacht scheuert die Leine von unserem Heckanker an einer Koralle durch, aber wir merken es rechtzeitig und können so die Paroya rechtzeitig warnen. Ein bisschen Abenteuer bleibt immer! Also parken wir weiter östlich in die Grace Bay um, denn hier gibt es weniger Gefahren für Lisa’s Rumpf. Ausserdem soll hier eben JoJo der Delfin wohnen, aber bis jetzt haben wir ihn noch nicht gesehen. Wir müssen noch ein paar Tage auf guten Wind warten, bevor wir auf die Bahamas weiter können, also haben wir ja noch eine Chance, JoJo zu treffen.