Dieser Blogpost handelt von meiner Atlantikreise mit der SY Lisa und wurde vom alten Blog (sy-lisa.ch) übernommen.

Nach zügigen 4,5 Stunden Segeln mit Vollzeug erreichen wir die Ensenada Honda auf der Insel Culebra. Culebra und die anderen “Spanish Virgin Islands” gehören zu Puerto Rico und werden somit von den USA verwaltet. Die sehr grosse und gut geschützte Bucht war einst eine Piraten-Hochburg, die nicht einzunehmen war. Wir fahren bis ans Ende der Bucht vor den kleinen Ort, der von allen “Culebra”, wie die Insel selber, genannt wird. Dort angekommen machen wir uns als erstes auf zum Einklarieren – vor den US Behörden haben wir eine Menge Respekt. Man hört viele Geschichten über die “Zero-Tolerance” Gepflogenheiten und wollen uns nicht direkt unbeliebt machen. Genau das schaffen wir aber natürlich sofort: Wir hätten vorher anrufen und uns ankündigen müssen. Der Hund, den die Crew der Christa beim ersten Landgang mitgebracht hat, hat die Laune der Beamten nicht verbessert! Nach einigem Hin und Her und allerlei Entschuldigungen und Erklärungen hatten wir dann unsere kostenlose US Cruising Licence! Damit darf die Lisa sich jetzt beliebig in US Gewässern bewegen – sofern wir jede Bewegung telefonisch angeben.

Am nächsten Morgen machen wir uns zu der kleinen Insel Culebrita auf. Dort finden wir einen der schönsten Strände, die wir hier in der Karibik bisher gesehen haben – und es sind nur 4 Boote in der Bucht. Ein echter Traum! Da es hier relativ rolly ist, verholen wir zum Abend in die Bahia Almodovar. Hier liegt man hinter einem nur wenige Centimeter tiefen Riff sehr geschützt. Schon ein lustiges Gefühl, den vollen Wind, aber gar keine Welle abzubekommenund dabei auf den offenen Atlantik zu schauen.

Obwohl es uns hier sehr gut gefällt, zieht es uns weiter nach Puerto Rico. Auf dem Weg machen wir noch in Cayo de Luis Pena halt, wo man direkt vom Schiff aus ein tolles Korallenriff erkunden kann. Danach geht es weiter zur Isla Palominos vor Fajardo an der Ostküste von Puerto Rico. Auf der Fahrt angeln wir unseren ersten Fisch! Einen sehr grossen Barracuda! Leider ist er länger als Max’s Arm und wir können ihn wegen Ciguateragefahr nicht essen. Schade!

Als nächstes geht es weiter in die Marina – das erste Mal seit 2,5 Monaten. Nach einem Versuch in der Villa Marina, wo uns auf Funk niemand antwortet, versuchen wir die Marina Puerto del Rey. 1200 Liegeplätze vom Allerfeinsten gibt es hier! Unter Fahrtenseglern geht das Gerücht um, man zahle hier mindestens 70 Dollar pro Nacht, aber erstaunlicherweise zahlen wir nur 1.25 pro Fuss pro Nacht. Wir werden mit einem Golfcart zum Marinabüro gefahren. Neben einer Chandlery und einem Supermarkt gibt es auch eine Autovermietung auf dem Marinagelände. Schnell haben wir eine Reservierung für den nächsten Tag. Wir waschen und trocknen noch für 5 Dollar Wäsche und wir duschen – sauber, warm und lang, bis die Finger schrumpelig sind!

Um 8 Uhr geht es mit dem Mietwagen los. Vergeblich versuchen wir unsere Gasflasche zu füllen, sind aber mit Führern für die Bahamas und Kugellagern für unseren Windgenerator erfolgreich. Dann geht es weiter in den El Yunque National Park. Der Regenwald ist (sehr amerikanisch) komplett mit Strassen erschlossen, sodass man zu den interessanten Stellen einfach hinfährt. Es gibt dennoch ein paar Wanderwege und wir schauen uns die Natur aus der Nähe an. Es erinnert uns ein bisschen an Dominica – aber wirklich nur von der Fauna her. Es ist so voll mit Touristen, dass man sich auf den Pfaden dauernd ausweichen muss. Am Nachmittag geht es dann ans provisionieren: 48 Gallons (etwa 160 Liter) Trinkwasser und allerlei leckere Sachen. Ausserdem bekommen wir noch eine neue Festplatte und Kamera. Insgesammt geben wir über 500 Dollar aus – aber wir waren einfach so lange nicht mehr richtig einkaufen, da hat man einfach einiges zu erledigen. Am Abend gehen wir dann auch noch ins Kino! Die amerikanischen Klimaanlagen machen uns aber ganz schön zu schaffen.

Obwohl wir nach unserem Kinobesuch erst um 1 im Bett sind, klingelt am nächsten Tag schon um 8 der Wecker, denn bevor wir aus der Marina auschecken, wollen wir noch das unlimitierte Wasser ausnutzen. Die Lisa wird von innen und aussen geschrubbt, die Schoten gesüsswassert, der Tank und mehrere Kanister Wasser vollgemacht. Gegen 2 verlassen wir die Marina, tanken nochmals Diesel (für lachhafte 65 Eurocent pro Liter), und übernachten nochmals in Palominos, denn an diesem Tag schaffen wir es nicht mehr bis nach San Juan.

Am nächsten Morgen stärken wir uns mit Latte Macchiato und dazu Apfel-Zimt-Oatmeal, und dann segeln wir die knapp 40 Meilen bis nach San Juan. Am Anfang mit Genua und Gross, doch als der Wind völlig achterlich kommt, fahren wir nur noch mit Gross und Bullenstander, denn wir haben keine Lust, den Spibaum zu installieren für die paar übrigen Meilen – dann lieber einen halben Knoten weniger, und dafür keine Arbeit. Vor der Einfahrt müssen wir die Port Control anfunken, denn man kann als kleiner Segler in so einen grossen Hafen nicht einfach reinbrettern, und wohlmöglich einem Frachter oder Kreuzfahrtschiff den engen Zeitplan kaputt machen. 2 Delfine begleiten uns von der Hafeneinfahrt zum Ankerplatz, und um 16:30 fällt unser Anker in 10 Metern Tiefe.

Nach dem Abendessen fahren wir rüber in die Marina, wo die Paroya liegt. Mit ihnen gemeinsam wollen wir die Fahrt auf die Turks and Caicos Inseln machen, also besprechen wir bei einem Bierchen die Route und hören, was die anderen die letzten Wochen so erlebt haben.

Vor unser Weiterfahrt auf die Turks and Caicos bleibt uns ein Tag zum Erkunden von Puerto Rico’s Hauptstadt San Juan. Es gefält uns unheimlich gut hier! Irgendwie ist das die perfekte Mischung, ein bisschen wie ein spanisches Küstenstädtchen, ein bisschen wie Miami, ein bisschen wie Barcelona. Wir schlendern durch die Altstadt mit den bunten Häuschen, von denen die Farbe abblättert, wir geniessen aber gleichzeitig das hochmoderne Amerika, und trinken das erste  Mal seit unserer Abreise einen Kaffee bei Starbucks! Nachmittags müssen wir noch zum Ausklarieren, und dann kehren wir k.o. an Bord der Lisa zurück, um die Sonne zwischen den Hochhäusern verschwinden zu sehen.

Eine solche Vielfalt wie auf Puerto Rico haben wir auf unserer Reise bis jetzt noch nicht erlebt. Völlige Einsamkeit in traumhaften Buchten auf Culebra und Culebrita, Regenwald und einwandfreie Marinas in Fajardo, und Grossstadtdschungel mit mediterranem Charme in San Juan. Wir sind so froh, dass wir mit unserem schwimmenden Heim an die schönsten Orte der Welt tuckern können!