Winter-Refit: GFK-Arbeiten!

Die Luke im Vorschiff möchte geliebt werden

Bei alten Schiffen wie Biber gibt es oft Luken, die noch nicht aus Plexiglas hergestellt sind, sondern aus GFK. Um wenigstens ein bisschen Licht ins Schiff zu lassen, ist in solchen Fällen das GFK nicht mit Gelcoat abgedeckt. Auf Dauer leidet jedoch das Polyesterharz unter den Wettereinflüssen – es wird spröde, und einzelne Glasfasern kommen zum Vorschein. Ausserdem hatte ich den Sommer über das Gefühl, dass die Luke doch ziemlich flext, wenn man sie mit Gewicht belastet. Und das, was von der Dichtung noch übrig ist, sieht nicht so aus, als würde es auch nur ein Tröpfchen Wasser aufhalten.

Somit habe ich mich entschlossen, die Luke abzubauen, und in der Werkstatt in den kalten Wintermonaten daran zu arbeiten. Gerade wenn man Polyesterharz arbeitet, muss man schauen, dass es warm genug ist – Polyesterharz ist ziemlich empfindlich, was das angeht. In der Werkstatt kann ich natürlich heizen und so kann das Harz schön härten.

Warum arbeite ich nicht mit Epoxid?

Das Arbeiten mit Epoxidharz wäre sicherlich einfacher, wenn auch teurer. Es ist weniger empfindlich bei Temperaturschwankungen, man mischt Härter und Harz zu 50-50 und nicht 98-2, es ist weniger gesundheitsschädlich und stinkt einem nicht die Bude voll. Aber: Wenn man mit Epoxidharz arbeitet, kann man darauf keine Polyester-Produkte mehr anwenden. Das heisst, auch keinen Gelcoat. Da ich aber nicht vorhabe, die Luke zu lackieren, sondern eher mit Gelcoat einige Stellen ausbesser möchte, verzichte ich auf die Benutzung von Epoxy.

Als erstes habe ich die Luke abgebaut, alle Beschläge entfernt, und die Dichtung entfernt. Zuerst habe ich mich mit einem Teppichmesser daran gemacht, aber da ich ja bekanntlich kein geduldiger Mensch bin, bin ich schlussendlich auf den Schaber-Aufsatz des Fein Multimasters umgestiegen und die Sache war in 2 Minuten erledigt. Die Fein ist wirklich einfach das beste Werkzeug!  Alle Klebereste habe ich mit Silikonentferner entfernt, und alles, was dann noch da war, hat eine Ladung Aceton zu spüren bekommen. Am liebsten benutze ich solche Mittelchen in Kombination mit Baumwollpads – die saugen schön Zeug auf, geben es aber auch wieder ab! Das geht viel besser als mit Papiertüchern oder dergleichen.

Luken-Unterseite

Stabilität generieren

Ich habe dann die Unterseite der Luke mit 3 Lagen Glasfasermatte (2 Lagen 300g/qm für Stabilität und zum Schluss eine Lage 175g/qm für ein schöneres Finish) und Polyesterharz verstärkt. Die Glasfasermatte muss man nicht schneiden, man kann sie einfach „zurechtreissen“. Beim Arbeiten mit Harz ist die Vorbereitung wichtig! Nichts ist blöder, als mit harzgetränkten Handschuhen plötzlich zu merken, dass man noch eine weitere Glassmatte vorbereiten muss. Ich lege mir also immer alles schon parat – die Glasmatten also auch in der Reihenfolge, wie ich sie nachher aufbringen möchte.

Zuerst muss alles abgeklebt werden, was nachher nicht mit Harz voll sein soll. Ich verwende hier Kipp-Feinkrepp, das bekommt man auch nach längerer Zeit noch gut ab. Dann reinigt man die gesamte Fläche mit Aceton – bitte mit ordentlichen Chemiehandschuhen, alles andere löst sich innert Sekunden auf!

Als nächstes kann man Harz anmischen. Als Mischgefäss verwende ich alte Yoghurtbecher und Holzstäbchen. Man braucht auf jeden Fall eine genaue Waage (ich nenne sie Drogenwaage), denn man mischt nur 1 bis 2 Prozent MEKP-Härter bei. Falls einem zu viel reinrutscht, am besten mehr Harz beifügen, sonst wird die ganze Masse sehr schnell sehr warm (been there, done that)! Hierbei unbedingt Handschuhe und Chemiemaske tragen, das Zeug ist echt ungesund. Auftragen tue ich mit ultragünstigen Einmalpinseln. Ich trage eine erste Schicht Harz auf, danach kommt die erste Matte, dann wieder Harz, die zweite Matte, Harz und dann die letzte Matte. Die Matten können ruhig am Rand etwas überstehen, das kann man nach dem Härten des Harzes einfach wegschleifen. Zwischendurch immer mit dem Entlüftungsroller entlüften. Hierfür am besten von innen nach aussen langsam rollen und nicht wild hin und her, so bringt man nämlich noch viel mehr Blasen rein. So lange rollen, bis keine Blasen mehr enthalten sind.

Matten-Ränder schleifen und Übergänge schön machen

Wenn alles gehärtet ist, kann es sein, dass am Rand noch Mattenfusseln rausstehen oder es eine Erhöhung am Rand gibt. Das kann man mit Schleifmaschinen einfach entfernen. In den Videos von Andy von Boatworks Today habe ich gesehen, dass er das mit dem Makita Bandschleifer macht. Zu dem Zeitpunkt, als ich die Luke gemacht habe, hatte ich noch keinen Bandschleifer und habe daher mit anderen Schleifmaschinen gearbeitet. Funktioniert auch, dauert vielleicht ein bisschen länger.

Man merkt direkt, dass der Deckel jetzt viel stabiler ist! Und er lässt trotzdem noch recht viel Licht durch. Also ein gutes Ergebnis :-)

Neu abdichten und Beschläge wieder anbringen

Zum Schluss habe ich die alten Beschläge wieder angeschraubt und abgedichtet (mit Butylband). Die alte Dichtung habe ich erneuert durch eine neue.

Trick für Messing: Salzsäure

Die Beschläge aus Messing habe ich kurz in Salzsäure gelegt, mit viel klaren Wasser abgespült und nachher poliert, jetzt glänzen sie wieder wunderschön (wenn wohl auch nicht lange). Seht hier den Vorher-Nachher-Vergleich:

Wie ich die Unterseite der Luke restauriert habe, könnt ihr auch in diesem kurzen Video sehen:

Luken-Oberseite

Als nächstes geht es der Oberseite an den Kragen!

Hier gibt es eine eigentlich schöne Wabenstruktur, die aber an einigen Stellen Löcher aufweist. Die Mattenfasern kommen teilweise zum Vorschein, und das Laminat bröckelt teilweise.

Auf der Oberseite möchte ich keine weiteren Matten aufbringen. Die Stabilität ist durch die Verstärkung auf der Unterseite gegeben. Auf der Oberseite möchte ich hingegen das Laminat vor weiteren Schäden schützen. Hierfür bringe ich 3 Schichten Polyesterharz auf, unverdünnt und ohne Matten. Zwischen den einzelnen Durchgängen benutze ich jeweils Abreissgewebe. Eine der besten Erfindungen überhaupt. Es wird einfach aufs feuchte Laminat aufgebracht. Nach dem Aushärten kann man es in einem spitzen Winkel einfach abziehen. Das Abreissgewebe reduziert Unebenheiten und Luftbläschen. Es erspart mir ausserdem mühsames Anschleifen vor dem nächsten Anstrich und gibt mir ausserdem eine schöne rauhe Oberfläche am Ende! Ein guter Ersatz für die Wabenstruktur. So ist die Luke nicht rutschig, wenn man sich mal darauf stellt.

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