Wir Europäer träumen von Hallberg-Rassys, Najads, Malös, Ovnis, Garcias etc. wenn es ums Blauwassersegeln geht. Doch warum ignorieren wir die ganzen tollen amerikanischen Fahrtenyachten? Versteht mich nicht falsch, es gibt sehr sehr tolle europäische Yachten, doch Amerikaner bauen etwas andere Boote, die meiner Meinung nach viele Vorteile haben, wenn man auf Langfahrt gehen möchte. (Ich rede natürlich nicht von modernen billigen Hunters, die für den Chartermarkt gebaut werden, genausowenig wie ich von billigen Beneteaus, Jeanneaus usw. rede – es geht hier um Blauwasseryachten).

Amerikanische Fahrtenyachten werden nicht etwa für die Ostsee gebaut, sondern für grosse Ozeane. Die Amerikaner haben schliesslich keine Ostsee vor der Haustüre, sondern nur den Atlantik oder den Pazifik (klar, dann gibt es noch die Seen). Die Yachten sind daher ausgelegt für wirklich schweres Wetter. Man sieht dies am Design der Unterwasserschiffe: In Europa werden die Kiele immer kürzer, die Boote immer leichter und schneller, die Ruder immer ungeschützter. Es gibt auf dieser Seite des Atlantiks kaum noch Werften, die auch heutzutage noch gemässigte Langkieler mit einem Ruder am Skeg, geschweige denn Langkieler im Programm haben. In Amerika ist das anders! Hier gibt es nach wie vor Werften, bei denen man einen richtigen Langkieler bestellen kann; ohne Kielbolzen, ohne ungeschütztes Ruderblatt, mit einem schrägen Steven, damit das Boot sanft in die Welle eintaucht.

Ein Langkieler oder ein gemässigter Langkieler liegt besser in der Welle, bewegt sich sanfter, ist kursstabiler und kann nicht so leicht querschlagen. Daher würde ich immer diese Rumpfform bevorzugen und keinen Kurzkieler für eine Fahrt wählen, die sich auf offenem Ozean abspielt. Ein netter Nebeneffekt ist: Langkieler haben deutlich weniger Tiefgang und Reviere wie beispielsweise die Bahamas stehen einem offen.

Doch nicht nur das bequeme, sichere und angenehme Segeln spielt bei amerikanischen Yachten eine Rolle. Bei amerikanischen Booten wird viel Wert gelegt auf ein bequemes und gemütliches Leben vor Anker und im Hafen. Das spiegelt sich wider in: riesigen Frischwassertanks für lange autarke Phasen, riesigen Dieseltanks, gemütlichen und breiten Sitzmöglichkeiten im Salon, grossen Kojen, tollen Stehhöhen usw. Wer grösser als 1,95m ist, sollte sich mal bei amerikanischen Yachten umsehen und wird dort sicher fündig.

Natürlich ist nicht alles Gras grüner auf der anderen Seite vom Zaun. Amerikanische Yachten haben oft ein verhältnismässig kleines Cockpit (was auf See toll ist, da es nicht so voll laufen kann mit Wasser, wenn eine Welle einsteigt), was vor Anker natürlich weniger Lebensraum bedeutet. Die oft klassische Optik mit Kanuheck und viel Holz muss man mögen. Und ein weiterer Nachteil: auf dem europäischen Markt sind die Boote nicht so oft anzutreffen – aber es gibt sie!

In diesem Video zeige ich euch die Vorteile der Yachten von der anderen Seite vom Atlantik (anhand dem Beispiel einer Valiant 40, die wir gerade bei der Bootsmaklerei verkaufen) und erkläre euch noch etwas ausführlicher, warum die modernen europäischen Yachten sich mal eine Scheibe von den amerikanischen Yachten abschneiden sollten 😉. Und übrigens: Wer bei der Suche nach der richtigen Yacht Unterstützung benötigt, kann sich gerne mal bei meiner Bootskaufberatung umsehen.