Wer kennt sie nicht, die quadratischen blauen Kissen mit den weissen Knöpfen, die auf so ziemlich jeder Yacht gestapelt werden? Jedes Boot, was ich bis jetzt gebraucht gekauft habe, hatte mindestens vier dieser Dinger an Bord. Ehrlich gesagt habe ich diesen Hype von Anfang an nicht verstanden, denn die Teile sind weder sonderlich bequem, noch UV-resistent noch wasserdicht, noch besonders schön anzusehen. Schon gar nicht, wenn sie mal eine Saison im Cockpit verbracht haben und das Navyblau eher einer ausgewaschenen Jeans gleicht und die Hälfte der weissen Knöpfe sich verabschiedet hat. Doch es gibt eine Alternative zu den blauen Monopol-Kissen!

Seit einigen Monaten sitze ich weich gebettet auf dem Freebag. Der Freebag ist eine Art Sitzsack, wie ihn wohl viele in meinem Alter in den 90ern im Kinderzimmer hatten oder haben wollten – doch er ist kleiner, flach und nicht so voluminös. So hat man beim Aufstehen keine Probleme wieder hochzukommen, weil man nicht tief einsackt. Der Freebag schmiegt sich der Körperform an und schützt herausstehende Knochen vor harten Kanten im Cockpit oder an Deck. Wenn man mal länger etwas auf Knien arbeiten muss (mein Beileid an alle mit Teakdeck an Bord) kann man den Freebag unter die Knie legen und so Schmerzen vorbeugen. Füllt sich das Cockpit am Abend mit zu vielen Leuten, bekommen die, die oben auf dem Süllrand hocken müssen, den Freebag unter den Allerwertesten und sind zufrieden. Und auf See, wenn es mal ruppig wird, kann man sich mit dem Freebag gut einkeilen, beispielsweise in der Hundekoje.

Das Obermaterial ist äusserst robust, wasserabweisend und, soweit ich es bis jetzt beurteilen kann, auch sehr UV-stabil.  Obwohl das Material einen nicht gerade an Naturfasern denken lässt, klebt man mit kurzer Hose nicht dran fest. Es fühlt sich erstaunlich gut auf der Haut an. Und sollte man mal Rotwein darauf verteilen – ab in die Waschmaschine damit.

Auch auf einem kleinen Boot hat der Freebag Platz. Er nimmt nicht viel mehr Platz weg als eins der beliebten blauen Kissen mit weissen Knöpfen, bettet den Pöppes aber wirklich viel besser. Dank einem Tragegurt kann man ihn auch auf Landgänge mitnehmen (was ich jedoch noch nicht gemacht habe). Ich nutze den Tragegurt zur Aufbewahrung: den Freebag hänge ich gerne an seinem Gurt über eine Winsch, dann ist er versorgt.

Meine Erfahrungen mit dem Freebag die letzten Monate sind sehr positiv und ich möchte ihn nicht mehr missen. Doch zwei Kleinigkeiten könnte man noch verbessern. Erstens ist der Freebag ziemlich schmal. Für mich und meine Hüfte kein Problem, doch schon bei Marc wird es ziemlich knapp, und er ist mit seinen 76 kg auf 1,83m alles andere als dick. Zweitens würde ich mir wünschen, dass eine der beiden Seiten eine leicht angeraute Oberfläche hat, damit der Freebag auf frisch poliertem Gelcoat etwas mehr Grip hat. Wenn man sich anlehnt an eine Wand im Cockpit, kann es sein, dass man millimeterweise kontinuierlich etwas nach unten rutscht und es dabei leise «quietscht».

Sind die blauen Kissen mit den weissen Knöpfen also komplett zu entsorgen? Nein, der Freebag ersetzt sehr viele Anwendungszwecke und deckt viele weitere ab, aber wenn man beispielsweise am Cockpittisch sitzt und isst, dann ist meiner Meinung nach ein klassisches Kissen besser geeignet, da es überall gleich dick ist.

Ich danke der Firma Freebag, dass ich nun weich sitze und mein Steissbein beim Segeln keine Probleme mehr macht.

Wer mehr über den Freebag erfahren möchte, kann das am besten hier tun: https://www.freebag.de/classic