Beim Krabbeln im Motorraum haben wir entdeckt, dass der eine Borddurchlass mit Kabelbindern zugemacht war. Sowas ist natürlich überhaupt kein gutes Zeichen – also weg mit dem ollen Ding, ein neuer muss her!

Bei Borddurchlässen ist nicht zu spassen, denn die Dinger sind schliesslich unter der Wasserlinie. Man sieht ihnen ihr Alter und ihren Zustand nicht immer an, und zack, plötzlich ist es zu spät. Ich habe mal ein Ehepaar auf der Chesapeake Bay in den USA getroffen, die hatten sich dort ein Schiff gekauft, und das hat auf der allerersten Fahrt zum neuen Heimathafen plötzlich Wasser gemacht und ist innerhalb von 10 Minuten gesunken. Grund war, wie sich später herausgestellt hat, ein defektes Seeventil.

Wenn man sich nun mit dem Thema Seeventile und Borddurchlässe beschäftigt, dann stellt man schnell fest, dass es viele verschiedene Materialien gibt. Nicht alle sind gleich gut. Bronze, Messing (vernickelt oder nicht?), Edelstahl oder gar Plastik?

Ich trage hier kurz zusammen, was ich bei meiner Recherche herausgefunden habe.

In Bezug auf Bronze und Messing lässt sich kurz zusammenfassen: Die Materialien CC491 (CuSn5Zn5Pb5) sowie CC480K (CuSn10) sind gut geeignet für Gussteile, da sie nicht korrodieren. CW706 (CuZn30Sn1As) ist gut geeignet für Ventile und Rohre, da bei diesem Material Spannungsrisse unwahrscheinlich sind. Und Spannungsrisse können in der Tat ein Problem sein – selbst wenn das Messing korrosionsbeständig ist. Diese können durch Ammoniak, das sich in vielen Reinigungsmitteln befindet, begünstigt werden. Was unbedingt vermieden werden sollte, ist sogenannter „Automatenmessing“ – auch bekannt als MS 58 oder CW 617N. Dieser Messing ist anfällig für Entzinkung sollte somit nicht in Salzwasser verwendet werden. Was ist das Problem bei Entzinkung? Nun, wenn Messing einen hohen Zinkanteil hat, dann wird Zink durch galvanische Korrosion im Seewasser abgetragen und das Messingteil wird – salopp gesagt – löchrig, porös und instabil. Diesen Effekt machen wir uns bei Zink-Opferanoden zunutze – dort wollen wir ja, dass die Opferanode abgenutzt wird und eben nicht unser Propeller und unsere Welle. Bei einem Borddurchlass wollen wir genau das natürlich nicht! Faktisch wird MS58 jedoch bei einigen Werften nach wie vor verbaut (notabene Bavaria) – zwar mit Verzinkung, aber nichtsdestotrotz würde ich das an meinem Boot nicht machen.

Was Edelstahl angeht, so kann man sagen, dass V2A und V4A für Borddurchlässe nicht ausreichend beständig gegen Korrosion sind. Über der Wasserlinie YAY, unter der Wasserlinie NAY. V4A hält zwar länger durch als V2A, aber wenn man Edelstahl möchte, dann besser 254 SMO – das speziell für den Einsatz in Meerwasser konstruiert wurde. Das schlägt sich natürlich auch im Preis nieder.

Seit einiger Zeit werden auch Borddurchlässe aus Plastik angeboten. Hiermit kenne ich mich nicht aus und habe bis jetzt keine Erfahrungen gesammelt. Man munkelt aber, dass die Durchlässe von Trudesign gut sein sollen. Sie bestehen aus faserverstärktem Polyamid.

Edelstahl und Plastik fiel für mich beides weg, also sollte etwas aus Messing her; sprich CC491, CC480K oder CW706. Selbst, wenn man sich in diese Materie mal ausreichend eingelesen hat und entschieden hat, was man will, ist die Arbeit damit noch nicht getan. Denn als nächstes muss man herausfinden, welcher Borddurchlass überhaupt welche Legierung hat. Tatsächlich sind viele Borddurchlässe und Seeventile, die verkauft werden, nicht korrosionsbeständig. Pi mal Daumen kann man sagen: wenn in der Produktbeschreibung keine Legierung angegeben ist, dann ist das Produkt wahrscheinlich Müll. Beim Bestellen von neuen Seeventilen und Borddurchlässen also ganz genau hinschauen.

Ich habe mich schliesslich für folgenden Borddurchlass und Seeventil entschieden:

Borddurchlass aus Rotguss (CC491)

Kugelhahn aus Rotguss (CC491)

Wem das hier noch nicht technisch genug war, dem empfehle ich diesen Aufsatz vom Korrosionsspezialisten Piet Jansen wärmstens.