Wenn ihr selber ein Boot habt, dann musstet ihr vielleicht auch schonmal etwas abdichten, und habt vermutlich Sikaflex, Pantera oder ein ähnliches Produkt benutzt. In vielen Situationen ist das auch genau das richtige – aber manchmal gibt es Situationen, da gibt es etwas besseres, und zwar Butyl. Und darum geht es in diesem Video: ich zeige euch, was die Vorzüge von Butyl sind, wie man es korrekt anwendet, und in welchen Situationen Butyl nicht so geeignet ist.

Also, legen wir gleich los.

In den vergangenen Videos habe ich schon einige Male Butyl verwendet und damals auch schon angekündigt, dass ich dann mal ein Video über Butyl mache, und einige Leute haben dann nachgefragt, wann das denn endlich kommt. Also hier ist es.

Was sind also die Vorteile von Butyl? Warum verwende ich Butyl lieber als Sikaflex?

  • Es ist total einfach zu verwenden. Es hat ungefähr eine Textur wie Kaugummi. Man kann es in Würstchen, in Kugeln, was auch immer formen und einfach am abzudichtenden Gegenstand befestigen.

  • Es ist ganz einfach, die Baustelle sauber zu halten. Wer schonmal mit Sikaflex gearbeitet hat, der weiss wovon ich rede, wenn ich sage, dass das eine riesen Schweinerei ist: alles ist vollgesaut, man hat nachher noch Stress, möglichst schnell zu arbeiten, weil es gleich aushärtet. Bei Butyl ist das anders: Es ist eine wirklich saubere Sache und dadurch, dass es nicht härtet, hat man alle Zeit der Welt.

  • Es dichtet langfristig und zuverlässig ab. Ihr kennt das vielleicht von Sika und Co., wenn das altert, wird es spröde, es schrumpft mit dem Aushärten und dichtet mit den Jahren (oder auch nur Monaten) nicht mehr richtig ab. Bei Butyl ist das anders. Dadurch, dass es eben nicht aushärtet, bleibt es jahrelang flexibel und weich und dichtet zuverlässig ab.

  • Es ist wirklich wasserdicht. Tests haben gezeigt, dass die Wasserdampf-Durchlässigkeit von Butyl 60x niedriger ist als bei MS-Polymer-Dichtstoffen (z.B. Pantera) und 40x niedriger als bei PU-Dichtstoffen (z.B. Sika).

  • Es ist leicht zu entfernen. Ich wiederhole nochmal: es bleibt weich, auch über Jahre, und härtet nicht aus, daher kann man es auch nach Jahren oder sogar Jahrzehnten noch gut entfernen. Wenn man also z.B. an Deck mal etwas ersetzen muss, dann verbringt man nicht noch tagelang damit, das alte Silikon irgendwie runterzukratzen.

  • Es ist günstig! Eine Rolle Butylrundschnur wie diese kostet etwa 12 Euro. Und damit kann man wahrscheinlich das ganze Deck abdichten.

  • Es hält ewig. Eine Tube Sikaflex trocknet irgendwann aus. Bei Butyl ist das anders, das kann man wirklich jahrelang irgendwo in der Bilge behalten.

Klingt alles zu schön um wahr zu sein, oder? Natürlich gibt’s, wie sonst im Leben auch, bei Butyl Limits.

Wofür kann man also Butyl nicht verwenden?

  • Ein Fall ist sicherlich, wenn es irgendwo einen Spalt zu füllen gibt. Denn Butyl ist kein Füllstoff. Das ist zum Beispiel auch der Grund, warum ich die Fenster im Rumpf nicht mit Butyl eingebaut habe, sondern mit Sikaflex 295UV.

  • Es klebt nicht. Das heisst, wenn man irgendwas einkleben möchte (z.B. ein Acrylglas in den Rumpf), dann ist Butyl nicht das richtige. In so einem Fall müsste man das Sikaflex 295UV verwenden, weil das eine Dicht- und Klebemasse ist. In so einem Fall wäre übrigens das Sikaflex 291i nicht das richtige, weil das nämlich Acrylglas angreift!

  • Butyl verträgt Treibstoff nicht gut – also nicht in der Nähe von Benzin oder Diesel verwenden, beim Einfüllstützen oder der Entlüftung vom Tank. Das bedeutet aber auch, dass Butyl ganz einfach zu entfernen ist mit Treibstoff, Benzin oder Terpentinersatz.

  • Es ist nicht geeignet für unter der Wasserlinie. Der Grund ist, dass Butyl nicht gut Druck verträgt und vermutlich ist der Druck unter Wasser zu gross. Das sagt man und liest man zumindest – ich weiss nicht, ob es schon mal jemand ausprobiert hat. Es würde mich eigentlich mal interessieren, ob das nur ein Mythos ist. Aber es hat mich dann doch nicht genug interessiert, um es tatsächlich auszuprobieren und ich habe deshalb meine Borddurchlässe mit Pantera eingebaut.

So, nun aber genug Theorie, jetzt lasst uns mal anfangen!

Angenommen, wir wollen an Deck etwas montieren, z.B. eine Klampe oder so. Bevor es überhaupt ans Abdichten gehen kann, müssen wir das Deck ansenken! Und zwar ist es so, dass Gelcoat extrem brüchig ist, wenn man also eine Schraube reinsetzt und die bewegt sich nachher nur minim, dann kann es sein, dass es am Gelcoat Haarrisse gibt, rund um die Schrauben herum. Das habt ihr sicher auch schon gesehen, Relingsstützen etc. Um das zu vermeiden, kann man die Löcher leicht ansenken. Ein netter Nebeneffekt ist auch, dass das Dichtmaterial sich dort so richtig in das angesenkte Loch reinfressen kann und tatsächlich alle Schlitze schön ausfüllen kann.

Nach dem Ansenken mit dem Kegelsenker kann es also los gehen. Das Deck wird mit Aceton entfettet. Als nächstes nimmt man ein bisschen Butyl, und legt das so um das Schraubenloch drum, ähnlich wie ein O-Ring. Als nächstes umwickle ich die Schraubenköpfe mit Butyl. Dann stecke ich sie durch die Klampe, und auf der Unterseite von der Klampe wird wiederum Butyl um die Schraube gewickelt. Die Basis der Klampe, die auf dem Deck montiert wird, wird auch noch komplett mit Butyl ausgekleidet. Nun wird die Klampe durchs Deck gesteckt. Jetzt würde man normalerweise von der Innenseite eine grosse dicke Gegenplatte da haben, damit schön die Kraft auf dem Deck verteilt wird und es eben keine Risse gibt. Ich nehme jetzt hier einfach nur Unterlegscheiben und eine Mutter, damit ihr im Video besser sehen könnt, was mit dem Butyl passiert. Also wichtig ist, dass die Schraube nicht mitdreht, das macht man am besten zu zweit. Denn sonst könnte es sein, dass sich das Butyl auch mitdreht und aus dem Gewinde wieder rausgedreht wird, das wollen wir natürlich nicht.

Jetzt ist es wichtig, dass man nicht Vollgas sofort alles anzieht, sondern dass man dem Butyl Zeit gibt. Es ist ja recht dick, und es braucht einfach Zeit, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen und sich zu verteilen. Das heisst, eigentlich zieht man das jetzt stückweise die nächsten 2 bis 3 Tage 1- oder 2-mal am Tag an.  Einfach immer eine halbe Umdrehung oder so, und dann merkt man, das Butyl quillt immer weiter raus.

Nun zum Entfernen vom überschüssigen Butyl. Wenn ihr die Schrauben langsam anzieht, dann quillt immer ein bisschen mehr Butyl heraus. Das kann man ganz leicht entfernen, indem man einfach ein grösseres Stück Butyl nimmt, daraus so eine Kugel oder so ein Bällchen formt, und damit auf das herausgequollene Butyl tippt und das bleibt dann an der Kugel hängen – und schon hat man es sauber gemacht. Und diese Überreste kann man natürlich auch wiederverwenden. Man hat wirklich sehr wenig Abfallprodukt, weil alles, was irgendwo rausquillt, kann man abmachen, verpacken und wiederverwenden.

Am folgenden Tag kann man wieder mit einem Stück Butyl rangehen und die überstehenden Sachen entfernen. Das ist zum Beispiel auch so, wenn es sehr warm wird, also im Sommer oder so, dann kann es sein, dass auch aus eigentlich alten Konstruktionen wieder ein bisschen Butyl rauskommt, denn bei Wärme wird das Butyl flüssiger. Das ist so einer der wenigen Nachteile am Butyl, aber ich finde man kann damit leben.

Und noch ein kleiner Tipp: falls ihr an Deck irgendwelche Löcher habt von irgendwelchen alten Gerätschaften, aber keine Lust habt, ein riesiges Gelcoat-Projekt zum Füllen der Löcher zu starten, dann könnt ihr eine Schraube nehmen, Butyl drumwickeln, ins Loch stopfen – Loch vorher ansenken natürlich – von unten eine Mutter dagegen, und zack ist das Loch zu . Vielleicht nicht die schönste Lösung, aber definitiv die schnellste!

Ich hoffe ich habe euch jetzt alles gesagt, was es zum Thema Butyl zu sagen gibt. Falls ich etwas vergessen habe, oder ihr eine Frage habt, dann könnt ihr mir einfach einen Kommentar hinterlassen, ich freue mich natürlich, wenn ihr meinen Youtube-Kanal abonniert.