Nach unserem eher deprimierenden Jantar-Erlebnis haben wir trotzdem die Hoffnung nicht verloren! Nach kurzer Bedenkzeit wussten wir: wir haben Blut geleckt und wollen auf jeden Fall ein Boot auf dem Zürichsee. Und das ganze möglichst unkompliziert. So haben in der Schweiz nach Booten gesucht. Nachdem wir quer durch Europa gefahren waren, um unser erstes Boot zu bekommen, dachten wir, dass etwas in der Schweiz – irgendwo in der Schweiz – zu finden, eine deutliche Verbesserung wäre. Glücklicherweise war das richtige Boot viel näher als gedacht! Zuerst haben wir uns eine L23 am Bodensee angesehen. Schönes Boot im Allgemeinen, aber in mässigem Zustand und irgendwie haben wir und einfach nicht verliebt. Ein paar Tage später fand Marc eine Anzeige, die vielversprechend aussah. Ein 27-Fuß-Boot, das als Offshore 800 beworben wurde. Nachdem wir ein bisschen gegoogelt hatten, stellten wir fest, dass es sich um das gleiche Boot wie ein Bries 27 handelte, das jedoch in Großbritannien und nicht in Holland gebaut wurde. Der berühmte EG van de Stadt hatte das Boot gezeichnet und es wurde 1971 von der Tyler Werft in England gebaut. Wir waren der Meinung, dass dies einen Blick wert wäre. Und noch besser: Das Boot lag bereits am Zürichsee, wenn auch am anderen Ende des Sees. Wir trafen die Besitzer, die sich die letzten 25 Jahre um die alte Dame gekümmert hatten. Ihre Kinder waren erwachsen und sie hatten das Boot inseriert, weil es einfach Zeit für ein neues Kapitel im Leben war. Bei der Besichtigung stimmte direkt das Bauchgefühl. Ein tolles Boot, auf 8 Meter wirklich ein Raumwunder, sogar mit Stehhöhe für Marc. Ein schwerer, gemässigter Langkieler, also genau mein Ding, und auch noch mit Lloyd’s Hochseezertifikat. Schadet ja nicht, wenn man weiss, man ist nicht ewig an den Zürichsee gebunden. Wir segelten das Boot, holten es aus dem Wasser, um den Rumpf zu inspizieren (nicht ein Osmosebläschen in Sicht!). Als alles in Ordnung war, unterzeichneten wir den Vertrag und waren (zum zweiten Mal) offiziell Bootseigner.