Dieser Blogpost handelt von meiner Atlantikreise mit der SY Lisa und wurde vom alten Blog (sy-lisa.ch) übernommen.

Unseren ersten Halt in Texas haben wir in Houston. Auf dem Weg dorthin sehen wir vermehrt Pickups, Männer mit Cowboyhüten, und auch die toten Tiere am Strassenrand sind eben nicht mehr Kaninchen oder Rehe, sondern stattdessen Alligatoren und Gürteltiere. Angekommen in Houston verbringen wir den heissen Nachmittag im Hotel und im Pool und erkunden erst am Abend die Stadt. Tagsüber wird es 40 Grad heiss und kombiniert mit den eisekalten Klimaanlagen schlägt das echt auf den Kreislauf. Houston ist nicht gleich Texas, das merken wir schnell – wir sind wirklich überrascht von dieser sehr modernen Metropole. Wir essen in Midtown zu Abend, erkunden Downtown und bestaunen nachher die Skyline im Dunkeln. Nicht New York, aber doch recht nah dran!

Als nächstes gucken wir San Antonio an, was uns von Mei und Slava ans Herz gelegt wurde. Und was das für ein guter Tipp war! Wir schnappen uns einen Eiskaffee zum Mitnehmen und schlendern dann den schattigen River Walk entlang. Man kann eine Runde durch die Altstadt laufen und dabei immer am Wasser entlang gehen, ständig vorbei an Springbrunnen und kleinen Wasserfällen. Es erinnert uns ein bisschen an Cambridge – nur werden die Boote auf dem Fluss nicht gerudert, sondern per Motor fortbewegt, wir sind ja schliesslich in Amerika! Nach dem River Walk fahren wir zum Market Square, wo es mexikanische Spezialitäten geben soll. Allerdings sind wir hier sehr enttäuscht, an allen Ständen gibt es den gleichen Nippes zu erstehen, und die Quesadillas werden von einem Inder verkauft.

Wir brauchen mal eine “richtige” Portion Texas! Also, da gibt es nichts besseres, als zu einem Rodeo zu gehen! Es sind nur sehr wenige Touristen da, die man daran erkennt, dass sie keine Cowbystiefel und -hüte tragen. Der zweistündige Abend beginnt damit, dass 2 Reiter, einer mit der amerikanischen und der andere mit der texanischen Flagge, über den Platz gallopieren, während das Publikum die Nationalhymne singt. Wer den Film “Borat” gesehen hat, kann sich das also ungefähr vorstellen. Danach bekommen wir jede mögliche Art von Rodeo geboten, die man sich vorstellen kann: Die Männer reiten auf ausgewachsenen Bullen, die Frauen auf jugendlichen Bullen, die Kinder auf Schafen. Es werden junge Bullen mit Lassos eingefangen, und zwar von 2 Reitern – Punkte gibts nur dann, wenn ein Lasso um die Hörner und eins um die Hinterbeine geworfen wird. Die Jugendlichen reiten auf blitzschnellen Pferden um leere Ölfässer – der schnellste gewinnt, Abzug gibt es für umgeworfenen Fässer. Nach dem Rodeoabend schlafen wir in einem kleinen Dorf irgendwo auf der Strecke. Bis dahin waren unsere Motels und Hotels eigentlich immer gut, aber in diesem Motel, wo uns Kakerlaken im Zimmer begrüssen, schlafen wir nur unruhig und sind morgens so schnell wieder weg wie noch nie vorher. Das war wohl doch ein bisschen zu ländlich für unserem Geschmack!

Wir wollen möglichst bald in den Norden, aber nicht, ohne einen Halt in El Paso zu machen. Direkt an der Grenze zu Mexiko liegt diese Stadt, und sie hat 80% lateinamerikanische Einwohner. Das ist das andere Gesicht von Texas – statt Alligator-Burgern gibt es hier hunderte Taco-Restaurants. Nach unserem Kakerlaken-Debakel gönnen wir uns hier mal wieder ein schönes Grossstadt-Hotel. Landschaftlich gefällt uns Texas wirklich gut, die Leute sind freundlich und es gibt sicher noch viel mehr zu sehen. Da aber die Aussentemperatur tagsüber weiterhin 40 Grad beträgt, haben wir leider wenig Gelegenheit, uns draussen aufzuhalten. Statt zu wandern, fahren wir mit dem Auto zu Aussichtspunkten oder setzen uns in klimatisierte Cafes. Unser Besuch in El Paso ist somit unser letzter Punkt in Texas, von hier aus setzen wir Kurs auf Nord und passieren die State Line von New Mexico. Die Autobahn führt durch ein Tal, am Rand sieht man beige-braune Berge, in der Mitte werden Obstbäume auf grünen Wiesen gepflanzt und Milchkühe zu tausenden gehalten.

Nach Albuqerque kommen nur wenige Touristen, aber es sind sicher viel mehr geworden, seid die beliebte Serie “Breaking Bad” hier gedreht wurde. Zugegebenermassen ist das auch der Hauptgrund, warum wir hier Halt machen. Aber neben dem Haus von Walt und Skyler, von Hank und Marie, und natürlich der Autowaschstrasse aus der Serie hat diese Stadt noch einiges mehr zu bieten. Das Klima wird schon erträglicher, und so spazieren wir durch die hübsche Old Town. Von den Hauswänden hängen rote Chilischoten zum Trocknen und auf dem Marktplatz geniessen wir einen Eiscafe im Schatten mit Blick auf die kleinen Kunstgalerien.

Unser nächster Halt ist Santa Fe, wo wir bei den heissen Quellen in Ojo Caliente schön entspannen und einer Micro-Brauerei einen Besuch abstatten, wo wir darauf anstossen, dass wir an diesem Tag gar nicht tanken mussten. Unser kleiner Hyundai Veloster verpulvert nämlich ganz ordentlich Sprit und hat nur einen kleinen Tank, sodass wir bis jetzt jeden Tag tanken mussten.

Unser nächstes Ziel ist Arizona und wir schieben noch eine Nacht auf dem Weg, nämlich in Gallup ein. Vorher machen wir nochmals in Albuquerque Halt, um bei Panera Bread zu abend zu essen, denn bis Colorado gibt es diese Kette erstmal nicht mehr. Wer nicht jeden Tag Burger essen mag, muss entweder in richtigen Restaurants 20 Dollar für einen Hauptgang hinlegen, oder eben zu einer der gesünderen Fastfoodketten gehen. Wir gehen meist abwechselnd zu Chipotle, Panera Bread und Corner Bakery Cafe, wo es überall frische und gesunde Sachen gibt. In Arizona müssen wir uns hauptsächlich auf McDonalds verlassen. Aber das ist es natürlich wert! Es gibt schon einen Grund, warum die Hotels fast ausgebucht sind und hier alles teurer ist, denn die Wunder der Natur, die man hier zu sehen bekommt, sind eben einfach unübertroffen gut.

Unsere Basis zum Erkunden der Region ist Flagstaff südlich vom Grand Canyon. Als erstes nehmen wir die Scenic Route 89A nach Sedona und fahren über Serpentinen durch eine Felslandschaft ins Tal. Man biegt um eine Kurve und ist plötzlich umgeben von rotem Gestein und hohen Bergen mit auffälligen Formen. Nach einem Trip zum “Ghost Town” Jerome, ein Ort, der früher durch seine Kupferminen reich war, und dann über Nacht ausgestorben ist, entschliessen wir uns, nochmals nach Sedona zu fahren, denn dort hat es uns wirklich gut gefallen. Wir spielen eine Runde Golf mit Blick auf die roten Berge und besteigen danach den Cathedral Rock. Das sportliche Soll für diesen Tag ist wohl erfüllt!

Und den Grand Canyon dürfen wir natürlich auch nicht auslassen. Wie die meisten Touristen fahren wir zum South Rim und geniessen den Ausblick von Mather Point in den tiefen Krater. Es ist sehr voll, aber sobald man mal 5 Minuten am Kraterrand entlang läuft, ist man fast allein. Den Grand Canyon muss man gesehen haben, denn Photos können die Dimensionen gar nicht richtig festhalten. Wir machen eine einstündige Wanderung und geniessen es, dass es endlich nicht mehr als 30 Grad hat.

Am nächsten Tag möchten wir eigentlich auch noch den North Rim von Grad Canyon erkunden, da bedeutend weniger Touristen den langen Weg dorthin auf sich nehmen und wir uns somit etwas Ruhe erhoffen. Aber es kommt anders…

Auf der Landstrasse kommt uns ein Wohnmobil entgegen, verliert sein linkes Hinterrad inklusive Felge, das in uns reinbrettert. Auch eine Vollbremsung kann da nichts mehr ausrichten, der Veloster hat einen Totalschaden. Wir, und auch die Amerikaner im Wohnmobil, sind mit einem Schrecken davon gekommen. Andere Autos halten an und rufen 911 an, denn wir haben hier in der Pampa nicht mal Handysignal. Die Highway Patrol kommt erstaunlich schnell, nimmt unsere Aussage auf und ruft einen Abschleppwagen. Der Abschlepper kommt eine Stunde später, lädt das Auto auf uns nimmt uns sogar mit nach Page, wo wir zufälligerweise eh unser nächstes Hotel gebucht haben. Vor dem Hotel räumen wir alle unsere Sachen aus dem Auto, denn den Veloster sehen wir nicht wieder. Er wird wahrscheinlich direkt zum Schrottplatz gebracht. Wir rufen bei Enterprise an, und sie liefern uns um 22 Uhr am gleichen Tag einen neuen Mietwagen aus Phoenix ins Hotel. Die Versicherungssachen müssen wir in den kommenden Wochen noch regeln, aber da wir keine Schuld tragen, sollte uns dieses Abenteuer eigentlich nichts kosten.

Da der North Rim vom Grand Canyon anscheinend unter einem schlechten Stern steht, holen wir ihn am nächsten Tag nicht nach, sondern nehmen stattdessen schon früh morgens unsere Reservation beim Antelope Canyon wahr. Einige Treppenstufen steigt man nach unten und steht in plätzlich in einem engen, hohen Canyon in den schönsten Formen und Farben. Die weltberühmten Photographien kennt sicher jeder, uns selbst mit unserer kleinen Knipskiste schaffen wir es, lauter tolle Photos zu machen. Was ein Erlebnis!

Nach diesem eindrucksvollen Morgen machen wir einen kurzen Halt beim fotogenen Horseshoe Bend, aber hier tummeln sich mal wieder Menschenmengen wie in einem Ameisenhaufen. Wir fahren weiter nach Utah in den Bryce Canyon Nationalpark wo wir noch eine wunderbare Wanderung durch die skurille Landschaft, die mal wieder auf Photos nicht so gut rüberkommt wie sie eigentlich ist. Einen tollen Abschluss unserer Reise durch den Wilden Westen ist unsere kleine Wanderung zum Corona Arch in Utah! Nächstes Ziel: Colorado.