Dieser Blogpost handelt von meiner Atlantikreise mit der SY Lisa und wurde vom alten Blog (sy-lisa.ch) übernommen.

Wir verlassen die Lisa in Deltaville, nicht ohne Tränen zu vergiessen, und machen uns auf den Weg nach Ellicott City in Maryland, wo wir mit unseren Segelfreunden Marina und Vladimir verabredet sind. Wir wohnen bei Marinas Sohn Slava und dessen Frau Meilyng, die uns wie Familienmitglieder bei sich aufnehmen! Bereits in der Karibik hatte Marina uns versprochen, dass sie uns in die amerikanischen Shoppinggeheimnisse einweihen würde, also ziehen wir gemeinsam los und finden die besten Schnäppchen. Die Läden machen an diesem Tag aber früher zu als sonst, denn es ist Independence Day. Gemeinsam mit Meilyng’s Eltern und Bruder gehen wir zu neunt bei Sushi Sono das beste Sushi essen, was wir jemals gegessen haben! Der Fisch war so zart, dass sogar Max Lachs und Thunfisch-Sushi verschlungen hat. Als Abschluss Tempura-frittiertes Eis und dann raus zum Feuerwerk-Gucken!

Am nächsten Tag, nach einem ausgiebigen Frühstück, fahren wir zu zweit nach Annapolis. Der Ort ist sehr hübsch und erinnert uns ein wenig an Kalifornien. Es gibt unheimlich viele Boote hier, also sind wir ganz froh, dass wir mit dem Auto und nicht mit der Lisa hier sind. Abends grillen wir mit Slava und Mei und sehen bei dem anschliessenden Spaziergang Rehe, Kröten, Kaninchen und das erste Mal Glühwürmchen und sind völlig aus dem Häuschen.
Bevor wir uns am nächsten Morgen nach Washington DC aufmachen, zeigt Slava uns seine Waffensammlung – für Amerikaner nichts besonderes, aber wir staunen ganz ordentlich, dass es in diesem 2-Personen-Haushalt bereits 4 Waffen gibt, und wir befinden uns nicht mal in den Südstaaten!

In Washington könnten wir wahrscheinlich locker 3 Tage rumbringen. Das tolle ist, dass hier alle Smithonian Museen kostenlos sind, und trotzdem nicht überfüllt. Wir besuchen das Space Museum, das Indian American Museum, schlendern durch den Botanischen Garten, hoch zum Capitol, dann ins Natural History Museum und zuletzt zum Washington Monument. Da unsere Parkgarage um 18 Uhr schliesst, müssen wir Washington leider verlassen, ohne das Weisse Haus gesehen zu haben, aber vielleicht machen wir das dann am Ende unseres Roadtrips.
Am nächsten Tag besuchen wir Baltimore, eine schön restaurierte Stadt mit vielen Industriebauten und alten Schiffen. Wie auch in Washington scheinen die Steuergelder hier eingesetzt zu werden, um die Stadt zu modernisieren, ohne die historischen Bauten abzureissen. Wie spazieren den Inner Harbour entlang bis zu Fell’s Point, ein Marktplatz mit vielen Backsteinhäusern, wo man fast denkt, man sei in Europa.

Schliesslich heisst es für uns Abschied nehmen von Marina, Vladimir, Meilyng, Slava, ihren 2 Katzen und dem leckeren Essen und den vielen Bierkostproben, und wir fahren durch West Virginia bis nach Harrisonburg, Virginia, von wo aus wir am folgenden Tag in den Shenandoah National Park fahren. Die Bewaldung hier ist sehr dicht und grün, im Herbst ist es bestimmt unvergleichlich schön. Wir fahren auf dem Skyline Drive, der einem schöne Ausblicke über die Täler rechts und links der Strasse bietet. Auf halber Strecke steigen wir aus und laufen den Frazier Discovery Trail hoch bis zu einem Aussichtspunkt. Solange man sich im Schatten der Bäume aufhält, kann man angenehm gekühlt laufen, aber in der Sonne wird es schon ordentlich warm. Am späten Nachmittag spielen wir noch eine Runde Golf mit Blick auf den Nationalpark. Wir haben uns gebrauchte Schläger in einem “Play It Again Sports”-Laden gekauft, und wollen sie nun so viel wie möglich nutzen, denn die Greenfees in Amerika sind so unglaublich günstig.

Da wir einen anstrengenden Tag hinter uns haben, wachen wir am folgenden Tag erst spät auf und müssen uns mit dem Auschecken aus unserem Motel beeilen. Wir fahren weiter nach Roanoke, ein süsser Ort mit vielen Backsteinhäusern, einem Amish Farmers’ Market und vielen Öko-Restaurants. Hier essen wir zum ersten Mal Fried Green Tomatoes, bevor wir uns zurück zum Auto schleppen und weiter nach Floyd fahren. Floyd ist ein verschlafener Ort mit 400 Einwohnern, doch am Freitag Abend kommen viele Menschen aus den umliegenden Bergdörfern hierher, um zusammen Bluegrass- und Countrymusik zu spielen. Wir besorgen uns Tickets für den Friday Night Jamboree im Floyd Country Store, und ab 18:30 treten hier 4 Country-Bands für je eine Stunde auf. Bevor es losgeht, wird erstmal zusammen gebetet, und alle Cowboyhüte werden abgenommen. Die erste Band singt nur Lieder, bei denen es um the Lord Jesus Christ our Savior geht, und das Publikum wippt mit dem Kopf, aber sobald die zweite Band auf der Bühne steht, beginnt das Publikum zu tanzen. Wir können es kaum fassen, dass es sowas noch gibt!

Am nächsten Tag verlassen wir Virginia und kommen nach Tennessee, wo wir den Great Smoky Mountains Nationalpark besuchen. Anders als der Shenandoah Nationalpark ist hier die Einfahrt kostenlos, und auch hier machen wir einige Wanderung, diesmal zu einem Wasserfall. Auf dem Weg treffen wir mehrere Leute, die Bären gesehen haben (denn in den Smokies wohnen 1500 Bären!), aber wir sehen keine, dafür aber den schönen Grotto Fall. Aber natürlich ist Dominica nicht zu toppen! Wir haben einigen Stau bei der Ausfahrt aus dem Nationalpark, denn es gibt hier viele Ferienhäuser und Campingplätze, die am Wochenende alle gut besucht sind.

Unser nächstes Ziel ist Nashville, auch bekannt als Music City. Als wir mit dem Auto reinfahren, denken wir erst, es gäbe gar nichts hier. Aber der Broadway und die 2nd Street sind voll mit Musik-Bars, Cowboystiefel-Läden, und natürlich auch die ein oder anderen Touristenfalle. Wir brunchen (Breakfast-Burger und Fried Chicken & Waffles – Fett mit Fett! Südstaaten eben) in BB King’s Blues Bar bei Live-Jazzmusik und schlendern danach durch die Stiefelläden und vorbei an den vielen Bars, wo unbekannte Country-Sänger live spielen, mit der Hoffnung, von einem Produzenten entdeckt zu werden.

Unser nächstes Ziel ist Memphis, wo es ebenso viel Livemusik wie in Nashville geben soll. Wir parken in der Nähe der Beale Street und laufen durch das musikalische Zentrum – doch wir sind ziemlich enttäuscht. Es ist alles recht heruntergekommen und wir haben das Gefühl, dass die Informationen aus unserem Reiseführer 20 Jahre alt sein müssen. Das bisschen Livemusik, was es hier gibt, wird bloss noch zum Schein für die Touristen aufrecht erhalten, ganz anders als in Nashville. Kurze Zeit später gehen wir also enttäuscht zum Auto zurück, um weiter nach Graceland zu fahren, wo Elvis gewohnt hat. Bei 36 Grad Aussentemperatur laufen wir vom Parkplatz vom KFC nebenan (denn der Graceland-Parkplatz kostet 10 Dollar!) zur Kasse, und uns klappt die Kinnlade herunter, als wir die Schlange sehen. Dazu kommt dann auch noch der stolze Preis von 36 Dollar pro Person für die allerkleinste Tour; die interessanten kosten 70 Dollar. Nach kurzem Überlegen entscheiden wir, Graceland auszulassen. Stattdessen buchen wir spontan ein Motel nördlich von New Orleans und fahren weiter.

Am nächsten Tag fahren wir nach der Rush Hour rein nach New Orleans und parken nahe der Frenchmen Street. Auch vormittags ist es schon brütend heiss, aber wir können uns immer mal wieder in klimatisierten Läden abkühlen. New Orleans ist, neben San Francisco, die “europäischste” Stadt in den USA, die wir bis jetzt gesehen haben – mal abgesehen von den Wolkenkratzern, die man am Rande des French Quarters sieht. Es gefällt uns sehr gut hier! Man kann sich gut vorstellen, wie die Menschen früher hier gewohnt haben. Heute hat New Orleans etwas sehr internationales und irgendwie alternatives – es mischen sich Gerüche der kreolischen Küche mit Patchouli und Räucherstäbchen, und uns scheint, wir seien die einzigen in dieser Stadt ohne Tatoos. Nachdem wir das French Quarter und den French Market zu Fuss erkundet haben, machen wir mit dem Auto eine Tour durch das Garden District, wo viele gut restaurierte Villen im typischen Südstaaten-Stil zu finden sind. Viele sind in dezentem Weiss oder Beige gestrichen, aber manche auch in Bonbonfarben, also erkennt man auch hier die alternative Seite von NOLA.

New Orleans ist der südlichste Punkt unseres Roadtrips. Als nächstes geht es über Texas und New Mexico nach Colorado.