Dieser Blogpost handelt von meiner Atlantikreise mit der SY Lisa und wurde vom alten Blog (sy-lisa.ch) übernommen.

Der zweite Teil der Bahamas präsentiert sich uns ganz anders als die südlichen Bahamas. Mit unserer Ankunft in Georgetown wendet sich das Blatt. Zum einen gibt es hier endlich mal wieder einen Ankerplatz, der zu allen Seiten hin geschützt ist. Zum anderen findet man hier endlich mal wieder Infrastruktur – Wir können frische Lebensmittel kaufen, unsere Wäsche waschen, Wasser tanken, und finden sogar jemanden, der die Aufhängung vom Autopiloten schweisst. In den Wintermonaten ist Georgetown sicherlich gefüllt von Cruisern, hauptsächlich aus Kanada und den USA, aber man merkt, dass die Saison hier vorbei ist. Die meisten bringen ihr Boot im Frühling wieder nach Hause in den Norden, um dann im Herbst wieder den Weg gen Süden anzutreten.

Wir bekommen in Georgetown Besuch von Maxs Mutter Anette, die uns bis Nassau begleitet. Für die 8 Tage, bis Anette wieder in Nassau sein muss, haben wir ein straffes Programm vor uns. Nachdem Anette nachmittags ankommt, legen wir schon am nächsten Morgen zeitig ab und verbringen die nächste Nacht bei Lee Stocking Island. Hier gibt es nicht viel, nur die Ruinen eines verlassenen maritimen Forschungszentrums. Am nächsten Tag wollen wir weiter nach Black Point, aber auf dem Weg dahin machen wir einen Mittagsstop bei Musha Cay – dieses Eiland gehört David Copperfield, an Land darf man also nicht, dafür kann man aber unterwasser eine Meerjungfrau am Flügel begutachten (der Oberkörper der Meerjungfrau ist übrigens Claudia Schiffer nachempfunden). Auch wenn es uns gut gefällt hier, leider müssen wir gleich nach dem Schnorcheln weiter, denn wir wollen ja in Black Point übernachten. Die Einfahrt in den Cut (also den tiefen Zwischenraum zwischen 2 Inseln) müssen wir bewältigen, bevor die Tide kippt, und wir sind offensichtlich eine halbe Stunde zu spät. Die Einfahrt ist nicht easy, mit hohen Eddies und brechenden Wellen. Um 17:45 fällt der Anker, das gibt uns noch genügend Zeit für einen Sundowner an Land. Hier gibt es ein paar nette Bars und auch einige “Supermärkte”, deren Auswahl jedoch gering ist, da das Mailboat seit über einer Woche keine Waren mehr gebracht hat. Nach dem Sundowner gibt es Abendessen, und danach fallen wir alle müde ins Bett.

Am nächsten Tag liegt endlich mal wieder keine lange Segelstrecke vor uns. Wir wollen nur bis Staniel Cay fahren, dafür brauchen wir 3 Stunden. Dazu kommt, dass wir von nun an nicht mehr auf der Atlantikseite fahren müssen, sondern uns auf der Westseite der Exumas im flachen Wasser entlang hangeln können. Gegen Mittag ankern wir diekt vor dem berühmten “Schweinestrand” bei Big Major’s Cay und machen uns, als mal keine Touristenboote am Strand sind, mit dem Dinghy zu den Schweinen auf. Die Schweine kommen auf uns zugerannt, merken dann aber schnell, dass wir kein Futter für sie haben. Aber es macht einen riesen Spass, mit den Schweinen im Wasser zu stehen und ihnen beim Schwimmen zuzusehen.
Danach fahren wir zur Thunderball Grotto – eine Grotte, in der eine Szene aus dem James-Bond-Film “Thunderball” gedreht wurde, und in die man hineinschnorcheln kann. Das Reintauchen braucht etwas Mut, aber wenn man einmal drin ist, ist man sprachlos! Licht fällt oben durch 3 Löcher in der Decke und durch die 3 Unterwasser-Eingänge in die Grotte, und das Wasser leuchtet und schillert in den schönsten Blautönen! Es tummeln sich hier viele Fische, man fühlt sich, als schwimme man im Aquarium.
Staniel Cay gefällt uns sehr gut, sodass wir noch einen Tag bleiben möchten. Wir machen einen kurzen Abstecher nach Sandy Cay – eine Sandbank, die nur einige Stunden vor und nach Niedrigwasser zum Vorschein kommt, und die super zum Kiten geeignet ist. Die Crew der Paroya packt ihr ganzes Kite-Equipment aus und Max bekommt eine tolle Einführung ins Kiten und ist sofort total begeistert. Als die Sandbank langsam wieder verschwindet packen wir zusammen und ankern vor Staniel Cay, um dort abends im Yacht Club essen zu gehen. Nach einem vorzüglichen Essen wird noch Billiard gespielt und dann fallen wir nach diesem actionreichen Tag ins Bett.

Am nächsten Tag wollen Roger, Yannick und auch Max am liebsten gleich nochmals Kiten, aber es gibt nicht genug Wind, und ausserdem müssen wir weiter!  Unser Ziel am heutigen Tag ist Roderick Wells, aber vorher wollen wir noch bei Pipe Cay die “Gin Waters” erkunden. Man sagt, das Wasser sei dort klar wie Gin, und das können wir nur unterschreiben! Wir ankern die Lisa draussen und fahren dann mit Yoshi (unser Dinghy wurde getauft) zwischen den Sandbänken durch das flache Wasser. Traumhaft schön ist es hier, wunderbarer, weisser Sand und Wasser in hundert Blau- und Türkistönen. Von hier haben wir noch 3 Stunden zu Roderick Wells zu fahren, also können wir leider nicht viele Stunden in den Gin Waters verbringen. Nach 2 Stunden Fahrt frischt der Wind endlich etwas auf und wir fahren die letzte Stunde bei 22 Knoten Wind fast 7 Knoten, und das bei 6 Metern Wassertiefe komplett ohne Welle – ein super Gefühl!
Wir ankern in 3 Metern Tiefe vor dem Emerald Rock, an dem wir am nächsten Tag noch schnorcheln möchten. Zum Abendessen gibt es Wraps für uns und die Paroya bei uns an Bord, und es ist windig und kalt, sodass wir unten im Salon essen. Nachts ist sogar Gewitter angesagt, aber es kommt doch keins.

Am nächsten Morgen gehen wir am Emerald Rock schnorcheln – erst sind wir nicht so angetan, aber dann sieht Max einen grossen Ammenhai und wir alle ein Kugelfisch-Ehepaar, die einen Spaziergang machen, und somit ist der Schnorcheltrip doch ein voller Erfolg. Gegen Mittag legen wir ab und ankern 4 Stunden später bei Shroud Cay in einer wunderschönen Bucht. Hier kann man in den Mangroven schnorcheln, das haben wir bis jetzt noch nie gemacht! Dabei sehen wir einen Rochen und einen kleinen Hai in dem meist nur knietiefen Wasser.

Am nächsten Morgen legen wir pünktlich um 7 Uhr ab, denn bis Nassau haben wir eine lange Strecke vor uns. Eigentlich ist Sonne und gemütlicher Ostwind angesagt, stattdessen gibt es den ganzen Tag viel Regen und weder Windrichtung noch -stärke sind wie angesagt. Das Problem ist auch, dass wir gegen Mittag über einige Untiefen fahren müssen, wobei gute Sicht eigentlich essentiell ist. Nach Monaten wird das Ölzeug wieder ausgepackt, und Marie steht vorne im Bugkorb eingepiekt, teilweise bis zum Knie im Wasser, wenn das Boot in die Welle eintaucht, und gibt Korallenblöcke per Handfunke nach hinten ins Cockpit durch. Das erfordert viel Konzentration, denn die Sicht ist sehr schlecht und man sieht die Korallen nur wenige Meter vorher. Erschöpft schmeissen wir um 17:15 bei Rose Island den Anker auf einem seegrasbewachsenen Grund, und spielen abends im Schlafanzug Karten.

Nachts können wir uns gut erholen und fahren am nächsten Morgen bei Sonne unter Genua und Motor in die Paradise Island Club Marina. Nunja, “Marina” ist wohl etwas hoch gegriffen. Von Schwimmstegen hat man hier noch nichts gehört, und aus den Pöllern starksen lange Schrauben heraus. Wir müssen alle Fender, die wir haben, geschickt einsetzen, dann geht es irgendwie. Aber für 100 Dollar erwartet man doch etwas anderes.  Trotzdem ist es gut, dass wir in der Marina sind, denn am nächsten Morgen fliegt Anette, und es ist schon einfacher, die Koffer an den Steg zu heben, anstatt mit mehreren Dinghy-Fahrten alles an Land zu befördern. Als Abschluss essen wir noch gemeinsam im Cafe Matisse, einem super italienischem Restaurant, und das erste Mal seit Monaten haben wir den Eindruck, wir seien in Europa.

Am nächsten Morgen kommt um 8:30 Anette’s Taxi und wir verabschieden sie, und den Rest des Tages kosten wir die 100 Dollar Marinagebühr noch voll aus. Es gibt hier zwar keine warmen Duschen, dafür nutzen wir aber den Pool des dazugehörigen Hotels mit – immerhin! Wir versuchen mehrmals täglich, jemanden in der Atlantis Marina zu erreichen, denn dort würden wir gerne, zusammen mit der Paroya, eine Nacht verbringen und in den Wasserpark im Atlantis gehen. Aber leider hat die Atlantis Marina für so kleine Boote wie uns anscheinend keinen Platz, alles ist für Superyachten reserviert. Dabei hatten wir uns alle, und besonders Yannick, so auf die Rutschen gefreut. Naja, dann treffen wir uns eben mal im Alpamare oder im Europapark mit den dreien, wenn wir wieder in der Schweiz sind.

Wie ihr sehen könnt, waren die letzten Wochen bei uns sehr actionreich, mit langen Segeltagen und viel zu Erleben. Das Tempo war ein bisschen wie beim Chartersegeln, aber wir müssen natürlich auch bald zusehen, dass wir gen Norden kommen.
Nun haben wir gerade eine ruhigere Phase, denn wir warten hier in Nassau auf unseren Flug nach Cuba. Wir gönnen uns mal eine Woche Auszeit vom Schiff  und da Nassau der letzte Ort ist, von dem man nach Cuba fliegen kann, schien uns das die perfekte Gelegenheit. Die Paroya fährt derzeit schon weiter Richtung Florida, also hiess es Abschied nehmen von den dreien, aber vielleicht treffen wir uns ja in Florida nochmals wieder.